Logo und Schalter zur Startseite

"Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte,
brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen."
Lewis W. Hine(1874-1940)

Wernigerode (Harz) um 1905 
(Sammlung Rohde-Enslin [#000975])

home home

bestände bestände

akteure akteure

copyright kontakt



Glasplattennegative im Stadtarchiv Dinslaken

[Kennziffern]

Gesamtzahl200
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative200
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl?
    Zugänglich?

[Beziehungen]

  Stadtarchiv Dinslaken 

  Dinslaken

"Glasplattennegative" ist Teilbestand (1 von 2) von Stadtarchiv, Dinslaken


[Beschreibung 1 von 1]

"Glasplattennegative im Dinslakener Stadtarchiv
Das Stadtarchiv Dinslaken besitzt als einen kostbaren Schatz insgesamt 200 Glasplattennegative. Sie stammen wohl aus der Zeit zwischen 1870 und 1920 und zeigen Aufnahmen aus allen Bereichen des Dinslakener Lebens vor und nach der Jahrhundertwende. Es finden sich private Portraits aus dem Familienleben ebenso wie Dokumente aus dem Arbeitsleben, etwa Aufnahmen vom vom Bandeisenwalzwerk ..... oder von Handwerksbetriebe(n) ..... Außerdem vermitteln die Negative unschätzbare Eindrücke vom in den Weltkriegen verlorenen Dinslakener Stadtbild und seiner Architektur. Im Bildbeispiel wird die Hiesfelder Kirche mit umliegenden Gebäudezeilen sichtbar. Und natürlich fehlen unter den Aufnahmen auch schöne Landschaftsbilder nicht.
Seltsamerweise wird nicht überliefert, von wem die Glasnegative eigentlich stammen. Zwar kennt man den Fotografen Karl Lilienthal, der etwa um 1900 sein Atelier mit Glaskuppelsaal (!) auf der Friedrich-Ebert-Straße, damals Kaiserstraße 49, betrieb. Im Adressbuch 1914 warb Lilienthal mit der „Anfertigung feinster Photographien auf allen modernen Papieren und in allen Manieren“. Solche „photographischen Anstalten“ gab es weit und breit nicht, also weder in Walsum, Hünxe oder Voerde. Erst um 1920 wird der Fotograf Edwin Köddermann auf der Neustraße ebenso erwähnt wie Willy Kühn, bei dem man „photographische Bedarfsgegenstände“ erhielt.
Wer auch immer die Glasnegative belichtete, die frühen Fotografen haben sich um die Überlieferung der Dinslakener Stadtgeschichte, seiner Menschen und des Stadtbildes, besonders verdient gemacht. Mangels Dokumentationsmittel ist nämlich alles andere verloren gegangen!
Doch die Dinslakener Glasnegative besitzen auch als Zeugnisse der frühen Fotografie ihren besonderen Wert. Sie sind Boten aus einer Zeit, als Meyers Konversationslexikon „Photographie“ noch mit zweimal „ph“ schrieb und diese als Kunst definiert, „die Veränderung chemischer Präparate unter dem Einfluss des Lichts zur Herstellung von Bildern zu benutzen“. Damit beginnt nämlich erst das, was wir Fotografie nennen.
Die „Camera“ war hingegen schon lange bekannt, nämlich die mit dem Beinamen „obscura“. Dabei handelt es sich um eine Schachtel mit einem Loch plus Linse auf der einen Seitenwand, durch das ein umgekehrtes Bild auf eine Projektionsfläche auf der hinteren Wand, die aus einer „matten Scheibe“ besteht, projiziert wird. Ursprünglich verwendete man diese Methode als Zeichenhilfe. Um 1800 versuchte man dann erstmalig, das so entstandene Bild mit Hilfe von Silbernitraten „festzuhalten“. Silbernitrat färbt sich bei Lichteinfall schwarz, abhängig von der Intensität des Lichts. Erst der französische Maler Daguerre (1782 - 1851) entwickelt dann ein zuverlässiges Fotoverfahren. Er räucherte Metallplatten mit einer Jodsilberschicht, entwickelte die belichteten Motive mit Quecksilberdampf und fixierte diese dann mit Kochsalzlösung. Daguerreotypie nennt man dieses Verfahren. Und weil Daguerre in erster Linie Künstler war, sind von ihm zauberhafte Bilder von hoher künstlerischer Qualität überliefert. Die Belichtungszeiten für die Metallplatten waren übrigens für heutige Verhältnisse schrecklich lang!
Doch Daguerreotypien konnten nicht vervielfältigt werden. Das gelang erst mit den Glasplattennegativen. Die Glasplatte wird aus einem Silberbad noch feucht in die Camera obscura gebracht, hier der Lichtwirkung ausgesetzt, dann in der Dunkelkammer mit einer Eisenvitriollösung und danach nochmals mit Eisenvitriol und zitronensaurer Silberlösung übergossen. Zur Fixierung „lackiert“ man dann das Negativ mit einer Alkohollösung. Das so entstandene Glasnegativ kopiert man dann im Lichtpausverfahren auf Papier. Um die Qualität der Bilder zu verbessern, vervollkommnete man die Qualität der Objektive, also der fotografischen Linsen. Bereits 1877 kannte man Weitwinkellinsen mit einem Gesichtsfeld von 100 Grad.
Die Beschreibung der Arbeitsgänge bei der Herstellung von Glasnegativen verdeutlicht, was für ein mühseliger, ja auch kostspieliger Prozess von Versuch und Irrtum es wohl gewesen sein muss, ein solches Fotoverfahren zu entwickeln. Und auch das fertige Verfahren blieb arbeitsintensiv und kostspielig, und „Photographien“ ebenso teuer und kostbar. Die Fotografen verstanden sich zudem in erster Linie als Künstler mit einem neuartigen Werkzeug zur Schaffung neuer Bildmöglichkeiten, nicht als „Abknipser“ . Erst als es gelang, die Silbernitratschicht auf einen Kunststoffträger aufzubringen, konnte das Zeitalter der billigen Massenfotografie anfangen. Spätestens nach dem 2. Weltkrieg, in den Jahren des Wirtschaftswunders der 50er Jahre, gehörte die „Box“, eine tragbare Camera obscura mit zwei Blenden und Kleinbild-Filmrolle (natürlich in Schwarz-Weiß), zum beliebten Weihnachtsgeschenk für die Jungs. Damit begann die Zeit der „spontanen“ Fotografie in den alltäglichen Lebenssituationen. Talentierte „Chemiker“ unter den Jungs ließen sich dazu das handliche Zubehör zur Negativentwicklung, einschließlich der Entwickler- und Fixierchemikalien, mitgeben. Nur die Entwicklung der Positive verlangte eine etwas aufwendigere und entsprechend teure Geräteausstattung.
Die Fotografen des 19. Jahrhunderts lieferten aus dem Architektur- und Landschaftsfach Bilder interessanter Denkmäler der Baukunst, von Verduten (das sind naturgetreue Abbilder von der Stadt oder der Landschaft) sowie Ansichten von Erdregionen. Die Fotografie diente hier also der Belehrung wie auch dem Vergnügen. Aber das populärste Feld der Fotografie dieser Zeit war das Porträtfach. Zitieren wir wieder aus Meyers Lexikon: „Die Erzielung eines gefälligen Portraits hängt nicht nur von der sorgfältigen Beobachtung der technischen Regeln ab, sondern auch von der Erfüllung künstlerischer Bedingungen in Stellung des Aufzunehmenden, richtiger Lichtverteilung, Arrangement der Umgebung, zugleich aber auch von der glücklichsten Disposition des Originals, der Stimmung desselben und der Fähigkeit ruhig zu sitzen. Zur Sicherung der Unbeweglichkeit während der Aufnahme ist der Kopfhalter ganz unbedingt notwendig, damit wenigstens der wichtigste Teil des Porträts, der Kopf, scharf werde.“ Was für ein Unterschied zum heutigen „click und forget“ unserer Digi-Kameras! Die Ausrüstung der Fotografen des 19. Jahrhunderts war eine teure Angelegenheit, selbst angesichts des Vergleichs mit heutigen hochwertigen Spiegelreflexkameras und entsprechenden Hochleistungsobjektiven und sonstigem Zubehör. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum sich das „Berufsbild“ des Fotografen immer weiter vom Kunstmalers entfernte. Doch auch die Fotografen bemühten sich, als Künstler neben den Malern anerkannt zu werden.
Im Dinslakener Stadtarchiv bereiten heute die Glasplattennegative als Zeugnisse unbekannter Dinslakener Fotografenkünstler erhebliche Probleme. Sie sind natürlich bruchanfällig und lichtempfindlich, und die Platten müssen gereinigt und neu verpackt werden. Dabei sollten sie in Umschlägen und Schachteln möglichst bruchsicher und in senkrechter (!) Position gelagert werden. Außerdem ist es sinnvoll, die Negative vor der Verpackung einzuscannen, um sie unproblematisch betrachten und ausdrucken zu können. Ein solches Verfahren kostet je Glasplattennegativ etwa ..... Doch das Geld für dieses Vorhaben ist zur Zeit nicht vorhanden. Darum ist das Stadtarchiv unbedingt auf Spenden angewiesen. Der Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv Dinslaken bittet daher Dinslakener Bürger und Bürgerinnen, die ein Herz für die Stadthistorie haben, sich mit kleineren oder auch größeren Beträgen für die Restaurierung der Glasplattennegative zu engagieren. Spenden können auf das Konto des Freundeskreises bei der Sparkasse Dinslaken, Nr. 109405, BLZ: 35251000 einzuzahlen. Es werden Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausgestellt!"

[URL: http://www.freundeskreis-dinslaken.de/schaetzchen.php?action=show&id=4 ... Geht zu: http://www.freundeskreis-dinslaken.de/schaetzchen.php?action=show&id=4 - Zuletzt besucht: 2007-03-29]