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"Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte,
brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen."
Lewis W. Hine(1874-1940)

Wernigerode (Harz) um 1905 
(Sammlung Rohde-Enslin [#000975])

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Fotonachlass Reinhard im Archiv des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt

[Kennziffern]

Gesamtzahl7.000
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative7.000
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl?
    Zugänglich?


[Andere Bestände zu ...]

  Olympiade 1936 

"Fotonachlass Reinhard" ist Teilbestand (1 von 1) von Evangelischer Regionalverband Frankfurt, Frankfurt am Main


[Beschreibung 1 von 1]

"Der Fotonachlass Reinhard
von Björn Wissenbach
Im Besitz der Luthergemeinde befindet sich ein Schatz, der in seiner Art sicherlich unter den Frankfurter Kirchengemeinden einmalig sein dürfte. Es handelt sich dabei um eine Erbschaft, die nach dem Ableben eines Gemeindemitgliedes an die Luthergemeinde gegangen ist.
Am 12. Mai 1961 verstarb der Kaufmann Georg Reinhard-Weckerling, zuletzt wohnhaft in der Günthersburgallee 27, in Frankfurt. Die Beerdigung wurde von Pfarrer Fritz Böcker abgehalten, der noch einigen älteren Gemeindemitgliedern bekannt sein wird. In Reinhards Nachlass befanden sich circa siebentausend Schwarz-Weiß-Negative auf Glas, die zum Teil mit der Hand nachkoloriert worden sind. Die Negative lagern in schwarzen Pappschachteln, die mit Klebeetiketten versehen sind. Die Etiketten geben wie eine Visitenkarte Auskunft über Besitzer und Wohnort (Frankfurt und Berlin). Die Erben hatten das Konvolut der Luthergemeinde 1961 übergeben.
Über die Person und das Leben des Hobbyfotografen Georg Reinhard-Weckerling geben nur die wenigen biografischen Informationen im Schenkungsbrief an die Gemeinde Auskunft und natürlich die Fotografien selbst. Die gut zwei Dutzend erhaltenen Familienfotos legen den Schluss nahe, dass Reinhard aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammte. Er wurde am 13. November 1882 in Stockstadt am Main geboren. Etwa im Alter von 18 Jahren begann er mit dem Fotografieren. Allein der Umstand, sich ein damals so kostspieliges Hobby zulegen zu können, sagt etwas über die familiären Vermögensverhältnisse aus. Gut situiert, war es ihm offensichtlich möglich, das Deutsche Reich zu bereisen. Reinhard fotografierte Landschaften und Städte, wie Ostpreußen mit der Marienburg, Mecklenburg, das Alte Land an der Unterelbe und die Altmark um Stendal. Es existieren ganze Serien der Elb-, Havel- und Mainlandschaften von der Quelle bis zur Mündung. Zu den verschiedenen Flußlandschaften kamen der Chiemsee oder Gebirgslandschaften wie Odenwald und Oberbayern hinzu.
Im Nachlass sind immer wieder Aufnahmen aus Hamburg, Bremen, Braunschweig, Berlin, Cottbus, Danzig, Dresden, Leipzig und Hildesheim zu finden Gerade vor dem Hintergrund der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges erhalten diese historischen Aufnahmen eine besondere Bedeutung. Reinhard fotografierte aber nicht nur auf seinen Reisen, sondern auch in seiner Heimatstadt und den Nachbarregionen. So waren neben Stadtansichten von Hanau, Bad Homburg, der Dreieich und Bergen-Enkheim Frankfurts Kirchen beliebte Motive.
In der später kriegsbedingt zerstörten Frankfurter Altstadt hielt er so manchen malerischen Winkel fest. Eine besondere Aufnahme, die selbst im Institut für Stadtgeschichte als Motiv noch nicht vorlag, wurde vom Dach des Gewürzhauses Bechthold (vormals Ammelburg) am Krautmarkt in die Bendergasse gemacht. Dabei zeigt sich deutlich, wie es Reinhard auch als Autodidakt vermochte, durch Perspektive und Komposition Spannung in seinen Bildern zu erzeugen. Eine weitere Abteilung des Nachlasses umfasst Fotografien, die Reinhards Verbindungen zu den Pfadfindern und der bündischen Jugend thematisieren. Reinhard hinterläßt uns daneben Serien der Olympischen Spiele von 1936, aber auch martialische Szenen aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Den Abschluss seiner Schaffensphase bilden Fotografien seiner zerstörten Heimatstadt Frankfurt.
Für alle seine Aufnahmen benutzte Reinhard ausschließlich eine Plattenkamera. So sind noch die jüngsten Fotografien aus der ersten Hälfte der 50er Jahre zwischen zwei hauchdünnen Glasplatten fixiert. Schon damals gab es seit annähernd 30 Jahren die immer gebräuchlicher werdenden Rollfilme.
1988 wurde das Material erstmals von Richard Vollert und Michael Eismann gesichtet und zur Aufbewahrung an den Evangelischen Regionalverband Frankfurt im Dominikanerkloster gegeben. Dort befindet es sich bis heute. Ein erster Versuch, die Glasnegative zu sichten und zu katalogisieren, wurde 1990 mit der Erstellung einer Themenliste der vorhandenen Motive unternommen.
Nach Beschluss des Kirchenvorstandes der Luthergemeinde vom 24. Februar 2006 erhielt der Regionalverband das alleinige Verfügungsrecht über die Negative. Diesem Beschluss liegt der Wunsch zugrunde, Wege zu finden, den Nachlass bekannt und Interessierten zugänglich zu machen. Der Regionalverband übernimmt den Aufbau und die Verwaltung des einzurichtenden Archivs, wobei die eingenommenen Nutzungsgebühren für entliehene und verwendete Aufnahmen in das Archiv fließen sollen.
Um einen guten Zugriff und eine technisch zeitgemäße Aufbereitung der Negative zu gewährleisten, müssen die Negative in Positive umgewandelt werden – mit den Glasnegativen eine heute nicht mehr übliche Praxis. Diese Positive sollen dann in einem nächsten Schritt digitalisiert und damit elektronisch (evtl. via Internet) verfügbar gemacht werden. Die Luthergemeinde und der Regionalverband suchen deshalb einen versierten ehrenamtlichen Helfer, der Erfahrung in solch einer Bildaufbereitung hat und Abzüge und Scans erstellen kann. Wer der Gemeinde helfen will, diese ungewöhnliche Erbschaft zu »entwickeln«, der melde sich bitte bei Pfarrer Reiner Haberstock."

[Quelle: S. 6-9]

[URL: http://www.luthergemeinde-ffm.de/Download/GB632-2006_1011.pdf Geht zu: http://www.luthergemeinde-ffm.de/Download/GB632-2006_1011.pdf - Zuletzt besucht: 2007-03-30]