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"Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte,
brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen."
Lewis W. Hine(1874-1940)

Wernigerode (Harz) um 1905 
(Sammlung Rohde-Enslin [#000975])

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Nachlass Drinneberg im Völkerkundemuseum der von Portheim Stiftung Heidelberg

[Kennziffern]

Gesamtzahl500
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative?
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-1944?
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl?
    Zugänglich?


[Andere Bestände zu ...]

  Indien 

"Nachlass Drinneberg" ist Teilbestand (1 von 1) von Völkerkundemuseum, Heidelberg


[Beschreibung 1 von 1]

"Mannheim - Madras - Heidelberg - Eine deutsch-indische Bildergeschichte
In dem Archiv historischer Fotos des Völkerkundemuseums der J. & E. von Portheim–Stiftung Heidelberg befindet sich der Nachlass Drinneberg. Er umfasst eine Sammlung von über 500 Fotoabzügen, Glasplatten und Glasdias, die teils aus dem Besitz des Mannheimer Graphikers und Reiseschriftstellers Erwin Drinneberg stammen, teils von den Fotografen Klein, Wiele und Peyerl, den Inhabern eines Fotostudios in Madras, Indien.
Die deutsch-indische Geschichte, genauer Familiengeschichte, beginnt in den ersten Jahren des 20. Jh. mit der Heirat von Valeska Drinneberg, der Schwester von Erwin Drinneberg, mit Theodor Klein, einem in Indien ansässigen Fotografen.
Sie traf Theodor in London, wo sie 1908 heirateten. Nach den Flitterwochen in Paris kehrten sie nach Indien zurück, um sich für viele Jahre in Madras, 11, Mount Road, niederzulassen.
Die Profis
Theodor Klein besaß ein gut gehendes Fotostudio und arbeitete erst zusammen mit einem englischen Partner, Wiele, (das Studio firmierte unter „Wiele & Klein“) später stieß Peyerl dazu („Klein & Peyerl“). Viele Aufträge kamen anlässlich offizieller Anlässe wie Staatsempfänge, etc. Vertreter des öffentlichen Lebens und Angehörige der indischen wie der europäischen Elite ließen sich portraitieren, aber auch Zeitungen wurden von dem Studio beliefert. Hohe Nachfrage bestand auch von Seiten der frühen Indien-Reisenden, die damals Fotos kauften wie spätere Reisende Postkarten.
Neben dem Studio in Madras gehörten Klein noch eine Niederlassung in Ootacamund und ein Anwesen in den Nilgiri-Bergen. Die Kleins waren finanziell sehr gut gestellt und daher in der Lage, Erwin Drinneberg seine Indienreise 1910-1911 zu finanzieren.
Der Enthusiast
Erwin Drinneberg bereiste Indien ausgiebig und war von dem Land absolut fasziniert. Er fotografierte viel und sammelte Informationen, die er nach seiner Rückkehr zu einem Buch verarbeitete. “Von Ceylon zu dem Himalaya“ erschien 1926 als Ausgabe des Volksverbands der Bücherfreunde, verlegt vom Wegweiser-Verlag in Berlin, in einer Auflage von 250.000 Exemplaren. Die zu der Zeit in Deutschland herrschende Indien-Begeisterung gab ihm zu vielen öffentlichen Vorträgen Gelegenheit, über seine Reiseeindrücke zu berichten.
1920 heiratete Erwin Drinneberg seine Frau Elisabeth, mit der er ein Antiquitäten- und Ethnographika-Geschäft in Mannheim führte.1929 unternahmen sie eine Weltreise, die sie auf ihrem Rückweg wiederum nach Indien führte, wo sie einen langen Aufenthalt als Gäste der Kleins einlegten.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte zur Folge, dass der Kontakt zwischen den Kleins und Drinnebergs abriss. Das Geschäft der Drinnebergs in Mannheim wurde durch Bombenangriffe zerstört. Die Drinnebergs zogen nach Heidelberg, wo Frau Drinneberg bis 1971 ein Ladengeschäft auf der Hauptstr. unterhielt. Der Kontakt zu der Schwester von Erwin Drinneberg konnte erst nach dem Krieg mit Hilfe des Roten Kreuzes wieder hergestellt werden: Frau Klein, zwischenzeitlich verwitwet, hat die letzten Jahre ihres Lebens in Connoor verbracht und wurde von ihrem Bruder und ihrer Schwägerin unterstützt. Sie kehrte nie mehr nach Deutschland zurück. Frau Drinneberg lebte bis in die späten 70er Jahre in Heidelberg und nach der Schließung ihres Ladengeschäftes vermachte sie den oben genannten Nachlass dem Museum.
Betrachtet man die Fotos, so stellen wir fest, dass Erwin Drinneberg im Können den Profis nicht viel nachstand. Alle Aufnahmen beeindrucken durch ihre gestochene Schärfe ebenso wie durch ihre Komposition. Beim Betrachten der Aufnahmen tauchen wir unwillkürlich ein in ein Indien, dass es so heute oft nicht mehr gibt. Zugleich drängt sich aber auch die Frage auf, ob es das, was in den Aufnahmen festgehalten wird, so tatsächlich je gegeben hat, oder ob es nicht doch eher nur der Blick des Europäers auf Indien ist, das uns aus dem Bild entgegenschaut. Dieses Spannungsverhältnis zwischen den Aufnahmen als klare Zeitdokumentationen einerseits und als Konstruktionen des damaligen europäischen Blicks auf Indien andererseits bringt einen weiteren Aspekt bei der Betrachtung der Fotos ins Spiel. Insofern verbindet nicht nur die konkrete Familiengeschichte Indien mit Heidelberg und Mannheim, sondern auch uns durch das Anschauen der Fotos mit dem was wir betrachten - und so weben alle Beteiligten an dieser deutsch-indische Bildergeschichte weiter."

[URL: http://www.internationalefototage.de/html/monatdfoto/voelkerkunde.htm Geht zu: http://www.internationalefototage.de/html/monatdfoto/voelkerkunde.htm - Zuletzt besucht: 2007-08-10]