Logo und Schalter zur Startseite

"Wenn ich die Geschichte in Worten erzählen könnte,
brauchte ich keine Kamera herumzuschleppen."
Lewis W. Hine(1874-1940)

Wernigerode (Harz) um 1905 
(Sammlung Rohde-Enslin [#000975])

home home

bestände bestände

akteure akteure

copyright kontakt



Nachlass Richard Fleischhut

[Kennziffern]

Gesamtzahl6.000
"Material"
    Papierabzüge?
    Filmnegative?
    Glasnegative?
    Filmdias?
    Glasdias?
"Zeiten"
    <1901?
    1901-19446.000
    >1944?
"Digitalisiert"
    Anzahl?
    Zugänglich?


[Andere Bestände zu ...]

  Norwegen 

"Nachlass Richard Fleischhut" ist Gesamtbestand (1 von 1) von Ingrid Peckskamp-Lürssen, [Ort unbekannt]


[Beschreibung 1 von 2]

"Das Kieler Schiffahrtsmuseum lädt zu einer sensationellen Entdeckung ein: Zum ersten Mal wird in einer großen Sonderausstellung das umfangreiche Werk des Fotografen Richard Fleischhut (1881-1951) präsentiert, der von 1905 bis 1939 als Bordfotograf des Norddeutschen Lloyd die Überseepassagen und Kreuzfahrten der großen Passagierdampfer dokumentierte. Zu sehen sind neben den legendären Luxuslinern, der internationalen Prominenz an Bord und ihren spektakulären Reisezielen auch die anderen Facetten des Fleischhutschen fotografischen Oeuvres, das den Bogen von der Portrait- und Stadt- bis hin zur Landschaftsfotografie spannt. Die Ausstellung bietet Gelegenheit zur Begegnung mit einem Künstler, der nicht nur Zeitzeuge war, sondern als Zeitzeuge zugleich Meisterfotograf.
Geboren wurde Richard Fleischhut 1881 in Köslin in Pommern. Mit 16 Jahren begann er in Stettin eine Fotografen-Ausbildung, der eine Lehre als Konditor folgte. Der Beruf des Fotografen schien ihm zu unsicher, und so landete er 1905 in Bremerhaven, um sich auf der ”Kronprinz Wilhelm” als Konditor zu verdingen. Die Karriere des ”Seelöwen”, wie Fleischhut sich später selbst gern nannte, begann in der Schiffsküche, und die Fotos vom Leben an Bord entstanden zunächst nebenbei. Erst als seine Tätigkeit als Konditor ihm zunehmend gesundheitliche Probleme bereitete, verlegte er sich ganz aufs Fotografieren. Gleichzeitig richtete er sich in Bremerhaven ein ”Atelier für moderne Photographie” ein.
Fleischhut war in den mehr als 30 Jahren beim Norddeutschen Lloyd auf fast allen großen Schiffen der Reederei unterwegs, fuhr mit der ”München” und der ”Berlin” durchs Nordmeer, umrundete mit der ”Derfflinger” und der ”Seydlitz” die Welt und überquerte im Laufe von neun Jahren mit der ”Bremen” 154 Mal den Atlantik. Der Nachlaß des Fotografen ist voller Dokumente, die einen Eindruck vom Glanz dieser Reisen vermitteln. Man muß lange nach Prominenten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts suchen, mit denen Fleischhut nicht einige Zeit auf einem dieser unvergessenen Luxusliner verbracht hatte. Prinzen und hohe Politiker, Schriftsteller, Kinostars und Komponisten, Wirtschaftsmagnaten und Abenteurer ließen sich bereitwillig von ”Mr. Wonderful” oder ”dem Allgegenwärtigen”, wie der Bordfotograf genannt wurde, ablichten.
Fleischhuts fotografisches Oeuvre ist jedoch weiter gefächert. Reportage und Porträts, klassische Städte- und Landschaftsfotografien, freche Schnapschüsse, dazu zahlreiche Experimente mit wolkenverhangenen Himmeln oder Abstraktionen des endlosen Meers im avantgardistischen Duktus der Moderne, mit denen sich Fleischhut auch als Künstler erwies.
Unterbrochen wurden Fleischhuts Ausflüge in die Welt der Schönen und Reichen durch den ersten Weltkrieg. Nach 1919 musste er sich eine neue Existenz aufbauen, denn die deutsche Seefahrt war zum Erliegen gekommen. Anfang der 1920er Jahre schlug er sich nach Amerika durch, ließ seine Familie - er hatte mittlerweile zwei Kinder – nachkommen und ging dann erneut als Fotograf zum Norddeutschen Lloyd. Höhepunkt seiner Karriere auf See war 1929 die Jungfernfahrt der ”Bremen”, die das begehrte ”Blaue Band” für die schnellste Atlantiküberfahrt erlangte. Über 150 Reisen des Luxusdampfers begleitete Richard Fleischhut als ”I. Bordphotograph”, er unterhielt dort ein eigenes Atelier und Labor mit zwei Gehilfen. In diesen Jahren entstanden vor allem Prominentenporträts, doch auch Landschaften und die Menschen an den exotischen Reisezielen boten ihm reizvolle Motive.
Unter den Nationalsozialisten erschwerten sich seine beruflichen Arbeitsmöglichkeiten. Wegen des jüdischen Mädchennamens seiner Frau und seines ”auffällig freundlichen Verhaltens zu gewissen prominenten Reisenden” – gemeint waren Juden – mußte er 1937 seinen Arbeitsplatz auf der ”Bremen” verlassen. Auf der ”Columbus” ging er nun auf Mittel- und Südamerika- sowie Afrikareisen. Mit der Selbstversenkung des Schiffes im Dezember 1939 war Fleischhuts Karriere als Bordfotograf beendet.
Es folgten nach mehreren Monaten Kriegsgefangenschaft ein Neubeginn in Bremen, dem ein Bombenangriff 1944 ein Ende setzte. Nach 1945 siedelte Fleischhut mit seiner Frau nach Neukirchen in Hessen über, wo er 1951 verstarb. Seine seit 1937 in Kiel ansässige Tochter Herta Bruns ließ Fleischhut auf dem Kieler Eichhof-Friedhof bestatten.
Es ist kein Zufall, daß die erste große Werkschau zu Leben und Arbeiten des Fotografen Richard Fleischhut in Kiel eröffnet wird, ehe die Ausstellung nach Emden und Berlin wandert. Der Nachlaß befand sich seit 1955 im Besitz seiner Tochter in Kiel und wird nun von der Enkelin, Ingrid Peckskamp-Lürssen, verwahrt und bearbeitet. In Kiel wurde zudem ein Reproduktionsverfahren, die Diavographie, entwickelt, die die historisch fragilen Glasplatten, Originalabzüge und Negative aus dem Nachlaß auf digitaler Basis in höchster Qualität und in beeindruckenden Großformaten wiederzugeben vermag. Außerdem ist es reizvoll, mit Richard Fleischhut einen historischen Rückblick auf die Glanzzeiten der deutschen Kreuzschiffahrt Anfang des letzten Jahrhunderts zu geben, während Kiel als Anlaufhafen einer internationalen Kreuzfahrerflotte sowie der ”Color Fantasy” just an diese Zeiten anzuknüpfen versucht.
Gezeigt werden 200 Fotografien – 120 Original-Fotos und 80 Diavographien -,die die Ausstellung nach verschiedenen Gegenstandsbereichen gruppiert. Da ist die prominente Gruppe der Passagiere (Marlene Dietrich, Buster Kaeton, Cary Gant, Sergé Rachmaninoff, Wladimir Horowitz, Arturo Toscanini, Fred Astaire, Erich Maria Remarque, Max Schmeling, Franklin D. Roosevelt, Ferdinand von Opel und Henry Ford oder der Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers ebenso wie Kronprinzessin Cecilie und Prinz Louis Ferdinand). Ein umfangreicher Schwerpunkt im Fleischhutschen Oeuvre bildete natürlich sein Arbeitsort, der Dampfer “Bremen”, die Erlangung des “Blauen Bandes” sowie als Besonderheit die Katapultflugzeuge der “Bremen”. Das lebendige New York hat den Fotografen ebenso begeistert wie die Einsamkeit der norwegischen Fjorde, die er seit 1914 auf seinen Nordlandreisen kennenlernte. Neben der Exotik der fernen Reiseziele interessierte das Publikum auf den Luxuslinern auch die zahlreichen dramatischen Fotografien, auf denen der Bordfotograf die stürmische See festhielt. Eine letzte Gruppe von Fotos, die Frauenporträts, sind im Barockraum des Warleberger Hofes zu sehen. So sind beide Häuser, Stadt- und Schiffahrtsmuseum, mit dieser Ausstellung sinnfällig verbunden.
Ergänzend zu den Fotografien Richard Fleischhuts werden auch seine Kameras gezeigt; dazu kommen Dokumente aus seinem Bord-Atelier, Bordzeitungen mit Fotos von Fleischhut, Reisesouvenirs sowie persönliche Stücke aus seinem Arbeits- und Familienleben."

[URL: http://www.kiel.de/kultur/museen/ausstellung.php?id=220 Geht zu: http://www.kiel.de/kultur/museen/ausstellung.php?id=220 - Zuletzt besucht: 2007-04-10]



[Beschreibung 2 von 2]

"Fleischhuts Nachlass in Schwarz-Weiß hat Enkelin Peckskamp-Lürßen vor gut zwölf Jahren wieder aus der Versenkung gehoben. Seit Fleischhuts Tod 1951 lagerte der Nachlass aus gut 6000 Negativen bei dessen Tochter in mehreren Alben und etlichen Kisten. Zum Vorschein kam eine Chronik, die die große Ära der deutschen Passagierschifffahrt mit ihrem mondänen Bordleben aufblättert."

[URL: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,470449,00.html Geht zu: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,470449,00.html - Zuletzt besucht: 2007-04-10]